Wenn du eine konstruktive Fehlerkultur schaffen möchtest, hilft es zu verstehen, was bei Fehlern in unserem Gehirn vorgeht.

Die bisher beste Schilderung dazu habe ich in dem Buch „The Responsibility Process“ von Christopher Avery gefunden.

Avery beschreibt 6 typische geistige Zustände (bzw. innere Einstellungen), die wir im Zusammenhang mit Problemen einnehmen (und die 1:1 auf Fehler anwendbar sind).

Dabei hat Avery festgestellt, dass wir nur im Zustand der Verantwortung fähig sind, konstruktiv mit Problemen umzugehen, sie als Chancen zu sehen und durch sie zu wachsen.

In den anderen Zuständen (Leugnen, Beschuldigen, Rechtfertigen, Schämen & Verpflichtung) sind wir es nicht.

Dennoch sind diese Zustände ein natürlicher Teil von uns...

...und um zur Verantwortung zu kommen, müssen alle vorhergehenden Zustände meistens durchlebt werden. (Daher „The Responsibility PROCESS“)

Das Problem: Häufig schaffen wir es nicht bis in die Verantwortung zu kommen, sondern verharren in einem der vorangehenden Zustände – weshalb wir stagnieren oder scheitern.

Daher ist es wichtig, alle Zustände bis zur Verantwortung so schnell wie möglich zu durchleben.

So schaffst du es:

  1. Leugnen:

In diesem Zustand wird die Existenz eines Fehlers geleugnet.

Der Weg aus diesem Zustand ist es, Fehler als solche zu erkennen.

     2. Beschuldigen:

Wird ein Fehler erkannt, versuchen wir häufig die Schuld und Verantwortung auf andere zu schieben.

Aus diesem Zustand kommen wir, indem wir aufhören, nach Schuldigen für Fehler zu suchen.

     3. Rechtfertigen:

Haben wir aufgehört, nach Schuldigen zu suchen, ist unsere nächste Handlung die Suche nach Gründen und Ausreden, um einen Fehler zu rechtfertigen.

Diesen Zustand können wir verlassen, indem wir uns unserer Ausreden bewusst werden, sie als solche erkennen und anfangen unseren eigenen Beitrag zu dem Fehler zu verstehen.

     4. Schämen:

Haben wir unseren eigenen Beitrag zu dem Fehler erkannt, fühlen wir uns meist schuldig und unzulänglich.

Von der Scham lösen wir uns, indem wir akzeptieren, dass Scham eine natürliche Reaktion ist, wir sie aber verlassen müssen, um in eine konstruktive Geisteshaltung zu gelangen.

     5. Verpflichtung:

Nach der Scham kommt meist ein Pflichtgefühl etwas unternehmen zu müssen. So richtig Lust haben wir dazu jedoch nicht.

Der Weg aus der Verpflichtung heraus in die Verantwortung ist zu erkennen, dass man selbst die Wahl hat – und sich bewusst dafür entscheidet, die Verantwortung für einen Fehler zu übernehmen.

     6. Verantwortung

In diesem Zustand haben wir die Verantwortung für unsere Handlungen, Entscheidungen und Fehler voll übernommen. Erst hier sind wir fähig, konstruktive Schritte zu unternehmen, um zu lernen und die Situation nachhaltig zu verbessern.

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