#022: Warum „reibungslos“ nicht immer gut ist…

Heute werde ich ein Konzept mit dir teilen, welches dir hilft, % mehr Wert aus den Büchern oder Artikeln, die du liest (oder hörst) zu bekommen.

Vergangene Woche war ich mit meiner Familie auf Lanzarote im Urlaub.

Eine Insel, die nicht von dieser Welt zu sein scheint: Stell dir eine Mondlandschaft aus rotem und schwarzem Lava vor, verstreut einzelne Palmen oder Weinfelder und drumherum der vom Wind gepeitschte tiefblaue Atlantik.

Vor ein paar Jahren haben wir im Westen der Insel das für uns perfekte Urlaubsziel gefunden: Ein Sport-Resort, welches auch von vielen Weltklasse-Athleten zur Wettkampfvorbereitung aufgesucht wird und keine Wünsche offen lässt.

Outdoor-Gyms, olympische Schwimmbecken, Surf-Strand, endlose Bike-Strecken für Mountainbike oder Rennrad, 400 m Tartan-Bahn und vieles mehr…

(Auch wenn wir Sport „nur“ aus Freude betreiben, ist die Stimmung zwischen Spitzenathleten und anderen Hobbysportlern dort einfach mitreißend… die Zielorientierung, die Disziplin und Gewissenhaftigkeit im Training, der Fokus auf Strategische-Erholung zwischen den Trainingseinheiten, …).

Bei unserer Abreise am Dienstag ist mir eine Triathletin aufgefallen.

… oder besser gesagt der Aufdruck auf dem rosafarbenen Kapuzenpullover der extrem athletisch aussehenden Frau.

„Because easy doesn’t change you.“

Das hat mir wieder einen Gedanken ins Bewusstsein gerufen, der mich bereits eine Weile verfolgt:

Das Konzept der „Geistigen Reibung“.

Auf das Konzept bin ich in einer Zeit gestoßen, in der mir aufgefallen ist, dass ich zwar viel Wissen konsumiere…

… aber das konsumierte Wissen selten „nachwirkt“.

Nach dem Lesen oder Hören eines Buches konnte ich meistens die Grundgedanken des Buches gut wiedergeben…

… aber irgendwie fehlte mir immer die Tiefe.

Ich hatte das Gefühl, dass meine Gedanken nicht in der Form angeregt wurden, wie ich es mir gewünscht hätte.

Das inspirierende, impulsgebende geistige Feuerwerk, in dem ein Gedanke den nächsten jagt - und das Gefühl, dass sich durch das Lesen des Buches wirklich etwas Bedeutendes in meinem Leben verändert - blieb meistens aus.

Auf der Suche nach einer Lösung bin ich irgendwann über folgende Aussage gestoßen:

„Wenn du ein Thema wirklich durchdringen möchtest, dann musst du geistige Reibung erzeugen.“

(Leider weiß ich nicht mehr wo, sonst würde ich auf die Quelle verweisen.)

Genau das hatte ich bis dahin vernachlässigt.

Ich hatte keine Reibung erzeugt, sondern das Wissen passiv aufgenommen - in der Hoffnung, dass es Spuren hinterlässt.

Es ist nun mal komfortabler, Hörbücher beim Autofahren oder Sport nebenbei zu konsumieren, als mit einem Blatt Papier vor mir gespannt zuzuhören und mir Notizen zu machen und die Inhalte auf mein Leben zu übersetzen…

Ebenso war es bequemer, ein Buch oder einen Artikel „schnell“ mal durchzulesen, als am Ende jedes Kapitels die Kernaussage in eigenen Worten auf Papier zu bringen...

Schließlich hatte ich danach ein weiteres Buch, welches ich als gelesen in mein Regal stellen konnte.

Aber wie der Pullover-Spruch sagt „Because easy doesn’t change you.“...

Also habe ich angefangen, geistige Reibung in meine Wissensaufnahme einzubauen.

Ein paar Beispiele, wie du das auch tun kannst:

• Baue während der Wissensaufnahme Pausen ein, um darüber nachzudenken,
• wie der Bezug des Gelesenen zu deiner eigenen Erfahrung ist.
• wie du das Gelesene konkret (und unmittelbar) in deiner eigenen Situation anwenden kannst.
• Stelle dir bei der Wissensaufnahme stets die Frage: Wie passt das zu meinem bestehenden Wissen? Wo findet das seinen Platz?
• Schreibe nach jedem Kapitel eine Zusammenfassung in DEINEN EIGENEN WORTEN.
• Erkläre dein neues Wissen einer anderen Person. (Siehe dazu die Feynman Technik.)

Natürlich kostet es Überwindung, Zeit und Willenskraft, einen oder mehrere diese Extra-Schritte zu gehen…

… aber du willst ja schließlich, dass du dein konsumiertes Wissen wie ein Schwamm tief aufsaugst, anstatt dass wie bei einem Sieb nur ein Bruchteil des Wissens hängen bleibt.

Wenn du während Schule oder Studium zur „Fraktion Spickzettel“ gehört hast - oder vor deinen Prüfungen eine Zusammenfassung des Lernstoffes geschrieben hast, wirst du den Effekt der geistigen Reibung wahrscheinlich selbst erfahren haben.

Denn alleine das Verfassen eines Spickzettels oder einer Zusammenfassung in eigenen Worten, hat meistens ausgereicht, um das Wissen im Kopf zu verfestigen… und der Spickzettel war nicht mal mehr nötig.

Wenn du also eine nachhaltige Veränderung in deinem Denken, in deinem Wissen und in deiner Kreativität erfahren möchtest, entscheide dich bewusst für den reibungsvollen Weg.

Das war's für heute.

Viel Spaß beim Anwenden.

Alles Gute,