Vergangenen Sonntag war bei uns am Bodensee das perfekte Wetter, um den Tag mit einem Buch auf dem Sofa zu verbringen.
Nachdem ich es mir mit einem Buch über Strategie-Entwicklung auf dem Sofa bequem gemacht hatte, kam meine Tochter (noch nicht ganz 3 Jahre alt) auch dazu.
In ihrer Hand hatte sie eines ihrer Lieblingsbücher „Oh de pläsis“ – wie sie es nennt – und bat mich darum, es mit ihr zu lesen.
Eine Bitte, die ich weder ablehnen konnte – noch wollte.
Also habe ich ihr das Buch „Oh, the Places You'll Go“* von Dr. Seuss vorgelesen.
Obwohl es ein Kinderbuch ist und ich es schon gefühlt 107 Mal vorgelesen habe, finde ich auch beim 108. Mal noch Freude an dem Buch.
Es behandelt auf unterhaltsame, lustige und motivierende Art und Weise das Leben mit den dazugehörigen Höhen und Tiefen.
Eine der Passagen hat mich im Nachgang besonders zum Nachdenken angeregt.
Denn mit dem Jahreswechsel habe ich mir viele Gedanken über Sinn und Unsinn von Neujahrsvorsätzen gemacht.
Bevor ich die Gedanken (und damit den heutigen Impuls) mit dir teile, ist hier die besagte Passage:
The Waiting Place…
… for people just waiting.
Waiting for a train to go or a bus to come,
or a plane to go or the mail to come,
or the rain to go or the phone to ring,
or the snow to snow or waiting around for a Yes or No
or waiting for their hair to grow.
Everyone is just waiting.
Waiting for the fish to bite
or waiting for wind to fly a kite
or waiting around for Friday night
or waiting, perhaps, for their Uncle Jake
or a pot to boil, or a Better Break
or a string of pearls, or a pair of pants
or a wig with curls, or Another Chance.
Everyone is just waiting.
Vielleicht fragst du dich jetzt: „Was hat das denn bitte mit Neujahrsvorsätzen zu tun?“
Meine Beobachtung ist, dass wir Menschen gerne Vorhaben an äußere Umstände knüpfen:
- „WENN das neue Jahr angebrochen ist, dann werde ich endlich mehr auf meine Ernährung achten.“
- „WENN es draußen wärmer wird, werde ich mit dem Joggen anfangen.“
- „WENN ich endlich die Beförderung bekommen habe, werde ich einen Gang zurückschalten und mir mehr Zeit nehmen für meine Familie / Freunde / Gesundheit / Hobbies / mich selbst.“
- „WENN ich [hier Ziel oder materielles Gut einsetzen] erreicht habe (bzw. besitze), werde ich glücklich sein.“
Mit dieser willkürlichen Abhängigkeit unserer Vorhaben von äußeren Gegebenheiten teleportieren wir uns direkt in den „Waiting Place“ ...
… den Dr. Seuss auch liebevoll „the most useless place“ nennt.
Wir schieben also etwas auf, was offensichtlich heute schon sinnvoll für uns wäre…
… anstatt es direkt anzugehen.
Natürlich braucht es weniger Überwindung im „Hier und Jetzt“, wenn man ein Vorhaben auf einen „zufälligen“ Zeitpunkt in der Zukunft aufschieben kann.
Aber das ist nicht die Lösung, wenn wir etwas wirklich umsetzen wollen.
Denn die Motivation (auf die wir oftmals hoffen, indem wir etwas aufschieben) ist in der Zukunft meist ebenso abwesend oder fluktuierend wie heute. (Siehe dazu auch meinen Beitrag "Das Problem mit der Motivation", aus dem die folgende Grafik stammt.)