Dein Gehirn liebt Geschichten.
Wenn du der Stimme in deinem Kopf zuhörst, wirst du feststellen, dass sie dir ununterbrochen – aus dem, was in deiner Umwelt vorgeht – Geschichten erzählt.
Geschichten, die das, was gerade passiert, in einen Kontext bringen.
Geschichten, die versuchen, Geschehnisse zu erklären.
So auch, wenn sich ein Mitmensch anders verhält, als du es erwartet hattest.
Unser Gehirn beginnt sofort damit, eine Geschichte zusammenzubauen, die meist etwas damit zu tun hat, dass unser Gegenüber sich mit voller Absicht fehl verhalten hat.
Die Realität ist: in den allerwenigsten Fällen steckt Mutwilligkeit oder Böswilligkeit hinter einem Fehlverhalten.
Es gibt ein Sprichwort (auch unter dem Namen „Hanlons Rasiermesser“ bekannt), das besagt:
„Schreibe nichts der Böswilligkeit zu, was durch Inkompetenz hinreichend zu erklären ist“.
Grundsätzlich stimme ich dem Sprichwort zu.
Allerdings ist mir das Wort „Inkompetenz“ zu negativ behaftet und zu einseitig, um uns in eine konstruktive Haltung zu bringen.
Daher würde ich das Sprichwort wie folgt abändern:
„Schreibe nichts der Böswilligkeit zu, was durch
- Vergessen,
- eine Fehleinschätzung der Lage oder
- fehlende Mittel (z. B. fehlende Kompetenz)
hinreichend zu erklären ist“.
Oder eben:
„Jeder Mensch gibt sein Bestes – gemäß der Mittel, die ihm zur Verfügung stehen.“
Wenn du deine Mitmenschen mit dieser Perspektive betrachtest, wird es dich in eine konstruktive Haltung bringen.
Eine Haltung, aus der du deinen Mitmenschen dabei unterstützen kannst, die fehlenden Mittel zu erhalten.