Das Geheimnis erfolgreicher Führungskräfte - Teil 2

Anmerkung: Du liest gerade den 2. Teil einer Artikelreihe.
Solltest du den 1. Teil  (der Facebook Post über den du wahrscheinlich hier her gekommen bist) noch nicht oder nicht vollständig gelesen haben, kannst du das hier nachholen.

Die Lesezeit der gesamten Artikelreihe beträgt ca. 20 Minuten. Möchtest du die Artikelreihe lieber später lesen?
Kein Problem! HIER kannst du sie dir per E-Mail zusenden.

Du hast Dich also dazu entschlossen nicht nur durchs Schlüsselloch zu spicken, sondern die Türe zu öffnen und in die Welt der mentalen Modelle einzutreten.

Sehr schön. Herzlich willkommen!

Lass uns direkt los legen...

In dem vorangegangenen Artikel bin ich lediglich kurz darauf eingegangen, was mentale Modelle genau sind.

In diesem Artikel werden wir etwas tiefer gehen, damit du genau verstehst, wie dir mentale Modelle helfen, bessere Entscheidungen zu treffen.

Außerdem werde ich dir ein paar weitere Mentale Modelle mit auf den Weg geben, sowie ein paar Quellen nennen, über die du dir weitere mentale Modelle aneignen kannst.

Beginnen wir mit mit der Frage:

Was sind Mentale Modelle?

Dazu schauen wir uns noch einmal die Definition Mentaler Modelle an:

"Sie [Mentale Modelle] sind vereinfachte Beschreibungen der "Realität" 

Was genau ist damit gemeint?

Lass es mich dir anhand eines kleinen Experiments erklären:

Stell dir dazu in Gedanken einen Tisch vor, auf dem eine Flasche liegt.

Bist du soweit?

Wenn ja, dann hebe bitte gedanklich die Tischplatte auf einer Seite hoch.

Was passiert mit der Flasche?

Mit ziemlicher Sicherheit ist die Flasche in deinen Gedanken von der Tischfläche gerollt. Und vielleicht auch durch den Aufprall auf dem Boden zersprungen..., wenn es eine Glasflasche war...

Wenn du das Experiment jetzt in der Realität durchführen würdest, dann würde auch genau das passieren, was du in Gedanken vorhergesagt hast.

Die Flasche würde vom Tisch rollen... und im Zweifel zerspringen.

Du brauchst das Experiment natürlich nicht in der Realität nachmachen... ich kann dir versichern, dass genau das passieren wird.

(Ich muss nur kurz die Scherben wegkehren, bevor ich weiter schreibe... bin gleich wieder da...)

Wie ist es möglich, dass du das Verhalten der Flasche bei einem Anheben der Tischplatte vorhersagen konntest?

Nun... du hast dich - ohne es zu wissen - einem mentalen Modell bedient.

Dem Modell der Schwerkraft.

Und auch wenn du nicht die genauen Formeln und die Werte der wirkenden Kräfte im Kopf hast, konntest du vorhersagen, was in der Realität passieren wird.

Wenn überhaupt warst du dir bewusst, dass runde Gegenstände auf einer schrägen Fläche in Richtung des niedrigeren Endes rollen.

Aber wahrscheinlich nicht mal das. Sondern der Vorgang ist ohne dein bewusstes Nachdenken in Gedanken abgelaufen.

Und jetzt kommt die Herausforderung:

Bitte erklär mir genau, warum die Flasche von dem Tisch gerollt ist, inklusive Formeln ;)

Wenn du nicht gerade Physik studiert hast, wirst du bestimmt deine Schwierigkeiten damit haben die genaue Erklärung zu liefern.

... ich könnte es auch nicht aus dem Stehgreif

Dein mentales Modell der Schwerkraft hat es dir also ermöglicht vorherzusagen, was mit der Flasche passiert. Und das, ohne die genauen physikalischen Sachverhalte zu kennen oder beschreiben zu können.

Und eben das ist gemeint mit "vereinfachte Beschreibungen der Realität".

Genau so, wie das Modell der Schwerkraft dir geholfen hat, Vorhersagen über das Verhalten der Flasche treffen zu können, können andere mentale Modelle dir dabei helfen, bessere Entscheidungen in deinem Privat- und Berufsleben zu treffen. 

Denn die Modelle ermöglichen es dir Vorhersagen über die Ergebnisse, sowie die möglichen Konsequenzen deiner Entscheidungen zu treffen.

Voraussetzung ist lediglich, dass du das passende mentale Modell zur Hand hast. Aber um die zu erlernen bist du ja hier. :)

Ich hoffe das Beispiel hat dir nochmals "greifbarer" machen können, was mentale Modelle sind.

Abschließend nochmal in kürze:

  • Mentale Modelle sind unsere „innere Erklärung“, wie etwas funktioniert
  • Sie helfen uns komplexes zu einfachen, verständlichen Sachverhalten zu reduzieren, mit denen wir umgehen können
  • Mentale Modelle beeinflussen, wie wir denken, wie wir etwas verstehen und welche Zusammenhänge wir sehen können
  • Mentale Modelle helfen uns bessere Entscheidungen zu treffen (Mehr dazu gleich)

Bevor wir dazu kommen, wie genau dir mentale Modelle helfen, schauen wir noch kurz an, woher mentale Modelle ihren Ursprung haben.

Woher kommen mentale Modelle?

An sich sind mentale Modelle nichts neues.

Schon seit Ur-Zeiten versuchen wir Menschen die "Welt da draußen" in unserem Kopf so abzubilden, dass sie für uns Sinn macht und wir die Welt anhand dieses Abbildes erklären können.

Zusammen mit dem Beginn der "modernen Forschung" durch Aristoteles wurden die Modelle dann immer expliziter und haben zunehmend eine wissenschaftlich formulierte Gestalt angenommen.

Vereinfacht gesagt besteht die Wissenschaft genau daraus, Modelle zu formulieren, welche die Realität bestmöglich abbilden können.

Denn beim wissenschaftlichen Arbeiten wird die Realität beobachtet, einzelne Aspekte der Realität werden in vereinfachte Modelle übersetzen und abschließend wird die Gültigkeit dieser Modelle untersucht.

Über die Jahrtausende hinweg wurde durch Wissenschaft und Praxis eine inzwischen unüberschaubare Menge an Modellen formuliert.

Wollte man heute die Zahl der existierenden Modelle zählen, wäre das auf Grund der bereits existierenden Menge und der heutigen Forschungsgeschwindigkeit ein wahrscheinlich unmögliches Vorhaben.

Glücklicherweise müssen wir uns nicht mit allen existierenden Modellen auseinandersetzen.

Denn die meisten dieser Abermillionen an Modellen sind so spezifisch auf einen (wissenschaftlichen) Bereich eingeschränkt, dass ihre Gültigkeit nur in diesem stark begrenzten Bereich liegt.

Es mag vielleicht „spannend“ sein, zu verstehen, "durch welchen Mechanismus mRNA in Aminosäuresequenzen eines Polypeptids übersetzt werden"

Aber dieses Wissen lässt sich schwer auf andere Lebensbereiche übertragen. Es ist somit nur sehr eingeschränkt anwendbar.

Um in unserem Führungsalltag und Privatleben bessere Entscheidungen treffen zu können interessieren uns vor allem diejenigen Modelle, die ein breites Anwendungsspektrum über eine Vielzahl an Bereichen besitzen.

Die Anzahl dieser mentalen Modelle, die so breit anwendbar sind, dass sie uns unterstützen können, bessere Entscheidungen in unserem Leben zu treffen, liegt glücklicherweise bei wenig hunderten.

Also eine noch überschaubare Menge.

Die für unser Vorhaben verwendbaren Modelle müssen nicht zwangsweise aus dem Gebiet der Wirtschaftswissenschaften oder der Psychologie kommen.

Denn aus nahezu allen Forschungsbereichen gibt es Modelle, die eine breite Anwendbarkeit besitzen und die wir somit für unsere Entscheidungsfindung heranziehen können.

Einer der Pioniere darin, Mentale Modelle aus fachfremden Wissenschaftszweigen für allgemeine oder wirtschaftsbezogene Entscheidungen heranzuziehen ist Charles Munger - häufiger als Charlie Munger bekannt.

Charlie Munger ist Geschäftspartner von dem wohl berühmtesten Investor: Warren Buffet. 

Gemeinsam haben Buffet und Munger Berkshire Hathaway zu einer der erfolgreichsten Holdinggesellschaft der Welt gemacht.

Den Erfolg dafür schreibt Charlie Munger besonders der Verwendung mentaler Modelle zu.

In einer seiner berühmten Reden beschreibt Charly wie wichtig es ist, ein breites Spektrum an mentalen Modellen zuhaben und zu verwenden:

"Nun, die erste Regel ist, dass du nicht wirklich etwas wissen kannst, solange du lediglich isolierte Fakten lernst und versuchst, sie bei Bedarf wieder auszuspucken. Wenn die Fakten nicht in einem Geflecht von Theorie zusammenhängen, hast du sie nicht in einer brauchbaren Form. Du musst Modelle in deinem Kopf haben. Und du musst deine Erfahrungen sowohl stellvertretend als auch direkt in dieses Geflecht von Modellen einknüpfen. Vielleicht hast du schon einmal den Typ von Studenten bemerkt, die nur versucht, auswendig zu lernen und das gelernte wiederzukäuen. Nun, sie versagen in der Schule und im Leben. Du musst deine Erfahrungen in deinem Kopf an ein Geflecht von Modellen anknüpfen."

Ein bemerkenswerter Teil der - für uns Führungskräfte relevanten - mentalen Modelle geht in der ein oder anderen Form auf Charly Munger zurück.

Auch wenn Charly Munger nicht der Urheber der meisten Modelle ist, ist er eine hervorragende Anlaufstelle, um sich mentale Modelle anzueignen. Denn er hat sein Schatz an Modellen über Jahrzehnte aufgebaut, verfeinert und in der Praxis erprobt.

Leider hat Charly Munger sein Spektrum an mentalen Modellen bisher nie direkt veröffentlicht.

Dafür hinterlässt er in seinen Ansprachen und Veröffentlichungen zahlreiche Beispiele, Hinweise und Andeutungen, die es ermöglichen Rückschluss über seine mentalen Modelle zu ziehen.

Natürlich gibt es noch eine Vielzahl weiterer mentaler Modelle, die für uns Führungskräfte relevant sind und die nichts mit Charly Munger zu tun haben.

Das ist sogar den Großteil der Modelle.

Es gibt eine ettliche hervorragender Wissenschaftler und Praktikern da draußen, die äußerst wertvolle Modelle bieten.

Der Aufwand diese Modelle jedoch zu identifizieren ist deutlich größer, da das Wissen sehr breit über eine Vielzahl an Veröffentlichungen gestreut ist.

... und die Dichte an verwertbaren Modellen ist eher gering im Vergleich zu der „Informationsflut“, die man dazu durcharbeiten muss.

Bestimmt kennst du das Phänomen selbst:

Ein Großteil der Management Literatur besteht aus Büchern, in denen eine einzige Idee so "aufgeblasen" ist, dass sie ein 300-Seitiges Buch füllt.

Die Grund-Idee - beziehungsweise das dem Buch zu Grunde liegende Modell - ist in vielen Fällen ja extrem wertvoll. Nur hätten es auch zwischen 5 und 50 Seiten statt der 300 Seiten getan.

Das Problem ist, dass bei dieser geringen Anzahl an Seiten die Verlage nicht mitspielen.

Das Ergebnis ist, dass viele Bücher aufgeblasen sind.

Vielleicht ist in diesen Fällen das Buch nicht das richtige Medium, um mentale Modelle zu vermitteln, da die Flexibilität bezüglich der Länge sehr eingeschränkt ist.

Daher habe ich eine Vorstellung über eine Alternative zur Vermittlung mentaler Modelle. Mehr dazu erzähle ich dir im folgenden Teil der Artikel-Serie.

Bevor ich aber dazu komme, haben wir noch eine Frage offen: "Wie helfen mentale Modelle DIR dabei, bessere Entscheidungen zu treffen?"

Natürlich gibt es keine bessere Gelegenheit dir den Wert mentaler Modelle anhand von einem weiteren Mentalen Modell schmackhaft zu machen.

Und deswegen werde ich dir diese Frage anhand eines mentalen Modells beantworten, welches dir dabei helfen kann in kritischen und angespannten Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren und dadurch bessere Entscheidungen zu treffen.

>> Hier geht's weiter zum 3. Teil der Artikelreihe

Möchtest du dir die Artikelreihe speichern, oder hast keine Zeit mehr zum Weiterlesen?
Kein Problem! HIER kannst du dir die Artikelreihe bequem per E-Mail zusenden.