Das Geheimnis erfolgreicher Führungskräfte - Teil 3

Nachdem wir auf den letzten Seiten behandelt haben, was mentale Modelle sind und woher sie stammen, tauchen wir jetzt nochmal tiefer in die Frage "Wie helfen mentale Modelle DIR bessere Entscheidungen zu treffen? ein"

Um dir zu zeigen, wie mentale Modelle dir helfen bessere Entscheidungen zu treffen, schauen wir uns einen Bereich an, in denen gute Entscheidungen überlebensnotwendig sind. Oder andersherum ausgedrückt schlechte Entscheidungen im schlimmsten Fall zum Tod führen.

Gemeint ist das US-Militär. Wie du dir vorstellen kannst, müssen in solchen "Krisensituationen", in denen Soldaten involviert sind Entscheidungen gut und schnell getroffen werden.

Um die Soldaten dabei zu unterstützen hat Militär-Stratege und Oberst der US Air Force "John Boyd" ein Entscheidungsmodell entwickelt, welches helfen soll in Krisensituationen einen kühlen Kopf zu bewahren, um dadurch schnelle und möglichst gute Entscheidungen zu treffen.

Das Modell orientiert sich dabei an unserem "natürlichen" Entscheidungsprozess und findet heute dank seiner universellen Anwendbarkeit und der erzielten Erfolge Anwendung in den unterschiedlichsten Bereichen. Darunter Wirtschaft, Didaktik, Finanzwelt und Kriminalitätsbekämpfung.

Ich werde es in unserem Rahmen dazu verwenden, um aufzuzeigen, wie mentale Modelle unsere Fähigkeit gute Entscheidungen zu treffen maßgeblich beeinflussen.

Außerdem möchte ich es dir an die Hand geben, damit du es in deinem "Schatz" an mentalen Modellen hast und darauf in deinen Führungs- und Alltagssituationen zurückgreifen kannst.

Das Model heißt OODA-loop.

Der "OODA-Loop" (ausgesprochen: „Uda-Luup“)

"OODA" ist, wie das bereits behandelte VUCA ein Akronym. Es steht für:

  • Observe – beobachten
  • Orient – orientieren
  • Decide – entscheiden
  • Act – handeln

Das "Loop" steht für Schleife und bedeutet, dass unser Entscheidungsprozess kein singuläres Ereignis ist.

Vielmehr erfolgen unsere Entscheidungen in wiederkehrenden Schleifen aus Beobachten-Orientieren-Entscheiden-Handeln.

Wenn wir gute Entscheidungen treffen wollen, müssen wir als erstes die Ereignisse, die Situation und die Gegebenheiten um uns herum im Kontext unseres zugrundeliegenden Ziels beobachten (observe).

Diese Beobachtungen sind zunächst noch rohe, unverarbeitete Informationen. Daher müssen wir sie in dem nächsten Schritt - der Orientierungsphase (orient) - in Relation bringen.

Wir müssen die Informationen "verwertbar" machen.

Dazu gleichen wir sie mit unserem Wissen, unseren Erfahrungen und unserem Ziel ab.

Ziel dieser Phase ist auf Basis der Beobachtungen Schlüsse zu ziehen. Darunter fällt vor Allem das identifizieren von Handlungsoptionen, sowie das Abschätzen möglicher Konsequenzen.

In der dritten Phase gilt es auf Grund der Erkenntnisse der Orientierungsphase eine Entscheidung hervorzurufen.

Das geschieht durch die Abwägung der Handlungsoptionen mit ihren jeweiligen Konsequenzen. Ergebnis dieser Phase ist eine Entscheidung.

Da eine Entscheidung an sich nichts bewirkt, muss sie in noch Form einer Handlung umgesetzt werden. Das ist die Handlungsphase. In ihr findet die getroffene Entscheidung ihre Umsetzung.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird die Handlung einen Einfluss auf die Umwelt und die Ausgangssituation haben. Daher beginnt der Entscheidungskreislauf wieder von vorne, indem die Konsequenzen der Handlung beobachtet werden, Orientierung geschaffen wird, neue Entscheidungen getroffen werden und wieder gehandelt wird. Und so nimmt der Entscheidungsprozess kontinuierlich seinen Lauf.

Nachdem wir mit dem OODA-Loop Modell die Grundlagen geschaffen haben, schauen wir uns jetzt an, wie mentale Modelle dir dabei helfen bessere Entscheidungen zu treffen.

Mentale Modelle verändern deine Wahrnehmung

Zu Beginn jeder guten Entscheidung steht die Beobachtungsphase. Wie bereits beschrieben geht es in dieser Phase darum, die Ereignisse, die Situation und die Gegebenheiten im Hinblick auf die Entscheidung wahrzunehmen.

Jetzt ist das mit der Wahrnehmung bei uns Menschen eine Sache für sich. Denn wir sind Meister der selektiven Wahrnehmung.

Von all dem, was wir wahrnehmen könnten, nehmen wir nicht mal 1 Promille wahr.

Möchtest du ein Beispiel hierzu?

Dann achte jetzt mal bewusst auf die Geräusche um dich herum. Hörst du gerade irgendwo ein Summen? Vielleicht vom Kühlschrank, vielleicht von einem Lüfter oder einem anderen elektrischen gerät?

Hast du das Geräusch auch schon wahrgenommen, bevor du meinen Hinweis gelesen hast?

Wahrscheinlich nicht.

Warum nicht?

Ganz einfach: Die Reize, die von unserer Umwelt auf uns einprasseln sind um ein Vielfaches größer, also die Verarbeitungskapazität unseres Verstandes. Und deswegen blendet unser Gehirn den größten Teil der Signale, die von der "Außenwelt" kommen aus.

Erst wenn wir explizit nach etwas suchen oder wenn ein Signal einen Alarm-Mechanismus in unserem Gehirn auslöst, nehmen wir das bewusst wahr.

Das heißt wir (oder unser Gehirn) müssen wissen wonach wir suchen, um das gesuchte auch finden zu können.

Wir Menschen sind schlecht darin Beobachtungen ohne Kontext zu machen.

An dieser Stelle können uns mentale Modelle helfen. Denn sie können uns diesen Kontext liefern, der uns wiederum ermöglicht Dinge zu sehen, die wir zuvor nicht gesehen haben.

Um dir ein Beispiel zu geben:

Erinnerst du dich noch an den Versunkenen Kosten Trugschluss vom Beginn dieser Artikelserie?

Nachdem du das Beispiel von mir mit dem schlechten Film gelesen hast, was glaubst du wird bei dem nächsten schlechten Film, den du anfängst, passieren?

Wenn du das Modell verinnerlicht hast, wird dir hoffentlich der Gedanke kommen, dass du dich in die Gefahr begibst dem einem Trugschluss zu verfallen, wenn du den Film trotzdem fertig schaust.

Und schon hat das Modell dazu beigetragen deine Wahrnehmung zu schärfen. ;)

Ebenso, wenn du das nächste Mal deine Kontoauszüge kontrollierst. Vielleicht erweckt dann die Abrechnung deiner nicht genutzten Fitness-Studio Mitgliedschaft oder einem anderen nicht genutzten Abonnement deine Aufmerksamkeit. Und eine Warnleuchte in deinem Hinterkopf geht an, die dich auf den Versunkenen Kosten Trugschluss aufmerksam macht.

Faszinierend, oder?

Jedes mentale Modell, welches du dir aneignest, wird in ähnlicher Form deine Wahrnehmung schärfen.

Was glaubst du, was du mit den richtigen mentalen Modellen alles wahrnehmen könntest, was dir heute entgeht?

Und wie wird diese gesteigerte Wahrnehmung sich auf deine Entscheidungen auswirken?

Gehen wir über zur nächsten Phase des Entscheidungsmodells, der Orientierungsphase.

Mentale Modelle verbessern die Orientierung

In der Orientierungsphase geht es darum, die wahrgenommenen Informationen in Relation zu bringen und somit verwertbar zu machen. Dazu gleicht das Wahrgenommene mit unserem Wissen, unseren Erfahrungen und unserem Ziel ab.

Zu unserem Wissen zählen natürlich auch mentale Modelle.

Jedes mentale Modell, das wir "abgespeichert" haben, kann uns dabei helfen die wahrgenommenen Informationen zu bewerten, einzuordnen und nutzbar zu machen.

Ebenso helfen uns mentale Modelle dabei nach Handlungsalternativen zu suchen und diese hinsichtlich ihrer Konsequenzen zu bewerten.

Nehmen wir uns dazu wieder unser Beispiel des schlechten Films.

In der Wahrnehmungsphase ist dir bewusst geworden, dass du gerade dabei bist einen schlechten Film zu schauen und Gefahr läufst ihn zu Ende zu schauen.

Mit dem Modell des Versunkenen Kosten Trugschlusses kannst du die Situation jetzt einordnen und bewerten.

Die versunkenen Kosten bewerten lassen sich bewerten: nämlich die bisher investierten 30 Minuten. Diese Zeit ist bereits verloren. Egal ob du den Film zu Ende schaust, oder nicht.

Zudem kannst du den "Verlust" bewerten, wenn du den schlechten Film zu Ende schaust. Dann hast du in Summe 2 Stunden deiner Zeit "verloren".

Somit ergeben sich zwei Handlungsoptionen mit ihren jeweiligen Konsequenzen:

Option 1: Du schaust den Film fertig. Konsequenz: Du "verlierst" zwei Stunden deiner Zeit.

Option 2: Du stoppst den Film und beschäftigst dich anderweitig oder startest einen neuen Film. Konsequenz: Du hast 30 Minuten durch den ersten Film verloren, dafür aber 90 Minuten gewonnen, die du für etwas erfüllenderes verwenden kannst.

Wie du siehst, helfen dir mentale Modelle auch in der Orientierungsphase dabei, bessere Entscheidungen zu treffen.

Auch in dieser Phase gibt dir jedes zusätzliche Modell, das du zur Verfügung hast, neue Möglichkeiten die wahrgenommenen Informationen zu bewerten, einzuordnen, Handlungsoptionen abzuleiten und die Konsequenzen abzuschätzen.

Nachdem wir gesehen haben, wie mentale Modelle durch bessere Wahrnehmung und Orientierung die Qualität deiner Entscheidungen verbessern können, schauen wir uns an, wie es in der Entscheidungsphase aussieht.

Mentale Modelle erleichtern die Entscheidungsphase

Im Grunde genommen ist die "harte Arbeit" in der Wahrnehmungs- und Orientierungsphase verrichtet worden.

Je besser die Vorarbeit in diesen beiden Phase war, desto leichter fällt die Entscheidung.

Im Grunde gilt es in dieser Phase nur noch zwischen den Handlungsoptionen auszuwählen und sich auf die Konsequenzen einzustellen.

Auf unser Film Beispiel bezogen:

Möchte ich den Film zu Ende schauen und zwei Stunden meiner Lebenszeit "vergeuden"?

oder

Akzeptiere ich, dass ich soeben 30 Minuten "verschwendet" habe und nutze die mir verbleibenden 90 Minuten für etwas das mir wirklich Freude bereitet?

Die Entscheidung fällt unter diesen Umständen wahrscheinlich einfach.

Verglichen mit der Ausgangssituation: "Ich habe den Film ja schon angefangen..., wenn ich jetzt aufhören würde, hätte ich die erste halbe Stunde ja verschwendet" haben wir dank des mentalen Modells des Versunkenen Kosten Trugschlusses eine ganz andere Entscheidungssituation, deren Ausgang hoffentlich mehr als eindeutig ist.

Somit erleichtern mentale Modelle Entscheidungsfindung besonders durch die Vorarbeit, die sie in den vorgelagerten Phasen des Entscheidungsprozesses leisten.

Mentale Modelle erhöhen die Umsetzungswahrscheinlichkeit

Nachdem wir in den ersten drei Entscheidungsphasen in die Tiefe abgetaucht sind, gehe ich davon aus, dass du inzwischen ein gutes Bild davon hast, wie mentale Modelle im Entscheidungsprozess helfen.

Daher möchte ich anhand einer einzigen Frage erläutern, wie mentale Modelle die Umsetzung erleichtern:

Angenommen du hast durch die Vorarbeit in der Wahrnehmungs- und Orientierungsphase eine Entscheidungsoption herausgearbeitet, von der du 100% überzeugt bist, dass sieh die richtig ist. Wie sehr wirst du dich "ins Zeug legen" diese Entscheidung auch umzusetzen?

Ok... einen Nachtrag habe ich noch zur Umsetzungsphase: Es gibt mentale Modelle, die dir beim Umsetzen helfen, indem sie dir die notwendige Umsetzungsschritte offensichtlich machen... aber das würde den Rahmen dieses Artikels vollkommen sprengen... ;)

Wie du siehst sind mentale Modelle ein wesentlicher Schlüssel, um gute Entscheidungen zu treffen.

Ich hoffe es ist mir gelungen, dich so neugierig zu machen, dass du jetzt mehr über mentale Modelle erfahren möchtest, um damit deine Entscheidungskompetenz auf ein neues Niveau zu heben. :)

Wenn ja, dann findest du auf der nächsten Seite ein paar Quellen, die du dazu nutzen kannst, dir ein "Geflecht an Modellen" - wie Charlie Munger es ausdrücken würde - anzueignen.

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