in dem Führungsimpuls heute wirst du 5 Strategien kennenlernen, die dir helfen, Veränderungsprojekte und Verhaltensänderungen erfolgreicher zu gestalten.
Gerade die letzten Jahre haben uns mehr als deutlich gezeigt, dass kontinuierliche Veränderung das „neue Normal“ ist.
Daher glaube ich, dass Veränderungen erfolgreich zu gestalten und zu führen heute schon eine der wichtigsten Kompetenzen für Führungskräfte ist …
… und dass sie noch weiter an Bedeutung gewinnen wird.
Denn in einem sich kontinuierlich verändernden Umfeld ist es überlebensnotwendig, schnell auf diese Veränderungen zu reagieren – und sie für sich und die Organisation zu nutzen.
Daher werde ich dir heute 5 Strategien an die Hand geben, die dir helfen werden:
- den Widerstand gegen Veränderungen zu reduzieren.
- die Beteiligung an Veränderungsvorhaben zu steigern.
- die Wahrscheinlichkeit erfolgreicher Veränderungen zu erhöhen.
1. Mach es einfach
Die erste Strategie für eine erfolgreiche Veränderung ist es, die Veränderung so einfach wie möglich zu gestalten.
Wir Menschen bemühen uns stets, unseren Aufwand zu optimieren.
Wenn sich ein neues (erwünschtes) Verhalten leichter anfühlt als das „alte“, wird sich das neue Verhalten meist automatisch durchsetzen.
Geht es beispielsweise darum, ein neues Software-Tool einzuführen, sollte Wert darauf gelegt werden, dass
- es leichter zugänglich ist, als das alte Tool (z. B. mit weniger Klicks),
- es sich schneller öffnen lässt und
- die Bedienung bequemer oder intuitiver (anstatt komplexer) ist.
Bei der Einführung eines neuen Prozesses sollten bekannte (und oft verfluchten) Schwächen oder Ärgernisse des alten Prozesses ausgemerzt werden.
Oder wenn du nach der Arbeit noch ins Fitness-Studio möchtest, ist es einfacher, wenn die Sporttasche schon im Auto ist, anstatt noch nach Hause zu fahren, um die Sportsachen extra zu holen …
Was glaubst du, warum sich Tinder oder Instagram durchgesetzt haben? Sie sind super einfach zu bedienen. Alles, was man für die Bedienung der Apps können muss, ist mit nur einem Finger zu swipen und auf den Bildschirm zu tippen.
2. Verändere die Umgebung und die Strukturen
Unsere Willenskraft und unsere Selbstdisziplin sind begrenzt. Das wirst du bestimmt schon mal nach einem anstrengenden Tag gemerkt haben:
Egal, wie sehr du versuchst, Selbstkontrolle auszuüben, irgendwann kannst du einfach nicht mehr den Süßigkeiten widerstehen, die im Besprechungsraum oder in der Kaffeeküche liegen.
Wenn hingegen keine Süßigkeiten in greifbarer Nähe gewesen wären, hättest du auch keine gegessen.
Daher ist eine der besten Strategien Veränderungen zu unterstützen, die Umgebung entsprechend anzupassen, sodass sie unerwünschtes Verhalten gar nicht ermöglicht.
Beispiele hierfür können sein:
- Richtig ausgelegte (Software-)Workflows
- Eingabemasken, die zum Eingeben aller benötigten Daten „zwingen“
- Definierte & markierte Stellflächen in der Produktion für Rohmaterial, Fertigmaterial und Ausschuss
- Automatische Sperre des E-Mail-Accounts zwischen 20 und 6 Uhr und während des Urlaubs
Ein selbst erlebtes Beispiel
Ein Beispiel für eine erfolgreiche Verhaltensveränderung durch Veränderung der Umgebung habe ich in einem Kaffee an der Raststätte „Europabrücke“ an der Brennerautobahn erlebt.
Als ich die Toilette des Kaffees benutzt habe, ist mir aufgefallen, dass die Toilette stilvoll eingerichtet war …
… ein schöner Teppich, Stoffhandtücher, Bilder an den Wänden, wertige Seifenspender etc.
Ungewöhnlich für eine Raststättentoilette.
Also habe ich den Besitzer des Kaffees darauf angesprochen und gefragt, was es damit auf sich habe.
Er meinte, ich könne mir nicht vorstellen, wie oft er die Toilette früher putzen musste und was er dabei alles erlebt hatte.
Eines Tages wurde es ihm zu doof und er hat das Experiment gestartet, die Toilette hochwertig einzurichten.
Von dem Tag an musste er die Toilette nur noch einmal (am Ende des Tages) reinigen.
Er hat es durch die Umgebungsveränderung geschafft, das Verhalten wildfremder Menschen komplett zu verändern.
3. Nutze den Ikea-Effekt
Der Ikea-Effekt beschreibt das Phänomen, dass wir Menschen Dingen, in die wir selbst Arbeit reingesteckt haben, einen überdurchschnittlich hohen Wert zuschreiben.
Ein selbst aufgebautes Möbelstück ist für uns wertvoller als eines in vergleichbarer Qualität, welches wir nicht selbst aufgebaut haben.
Dieses Phänomen lässt sich für Veränderungsprozesse nutzen und wird häufig mit der Aussage „Betroffene zu Beteiligten“ beschrieben.
Bei ERP-System Einführungen (z.B. SAP, Dynamics 365, etc) lässt sich häufig beobachten, wie neu ausgebildete „Key-User“ das neue System vor ihren Kollegen verteidigen. Das ist der IKEA-Effekt in Aktion.
Sofern es die Situation erlaubt, hilft es, möglichst viele Personen frühzeitig in den Veränderungsprozess zu involvieren und zu Mitgestaltern zu machen.
Wenn man ihnen die Gelegenheit dazu gibt, ist die Chance höher, dass sie die Veränderung auch mittragen.
4. Hebe bereits Erreichtes hervor
Oft wird während Veränderungsprojekten nur das gesehen, was bisher nicht funktioniert.
Natürlich laufen die wenigsten Veränderungsprojekte nach Plan, denn wie Carl von Clausewitz vor mehr als 200 Jahren schon wusste:
„Kein Plan überlebt den ersten Feindkontakt.“
Und es wird immer Lücken geben, die es zu schließen gilt und Dinge, die bis jetzt nicht rund laufen.
Für die Motivation der Beteiligten und die Akzeptanz der Veränderung, ist es aber mindestens ebenso wichtig, den Fortschritt zu sehen.
Denn das Gefühl von Fortschritt führt zu einer Ausschüttung des Botenstoffs Dopamin, der wichtig für unsere Motivation und unser Durchhaltevermögen ist.
5. Nutze die Gunst der Krise oder eines Umbruchs
Dass der Mensch ein Gewohnheitstier ist, muss ich dir wahrscheinlich nicht sagen …
… aber der Mensch ist auch fähig, seine Gewohnheiten extrem schnell zu verändern.
Was es dazu benötigt, ist eine Krise oder ein (prägendes/einschneidendes) Ereignis.
Wie schnell wir uns verändern können, kennt jeder, der Kinder hat.
Nach der Geburt des Kindes (prägendes Ereignis) ist nichts mehr wie vorher… und das ganz ohne jegliches strukturiertes „Change-Management“.
John Kotter – der „Veränderungs-Papst“ – nennt als erstes Prinzip für erfolgreiche Veränderungen:
„Wecke das Gefühl der Dringlichkeit“.
Genau das machen Krisen.
Dabei muss es nicht immer eine Existenzkrise sein, in der es um das blanke Überleben des Unternehmens geht. (Wobei Existenzkrisen natürlich meist eine starke Veränderungsbereitschaft erzeugen.)
Auch kleinere Krisen lassen sich gut zum Anknüpfen von Veränderungen verwenden.
Dr. Maya Shankar (Verhaltensforscherin aus Stanford) empfiehlt neben Krisen auch Umbrüche oder „besondere“ Ereignisse als Anknüpfpunkt für Veränderungen zu nehmen.
Das kann vom Personalwechsel in der Führungsmannschaft über die Eröffnung eines neuen Standorts hin zu Produkteinführungen alles sein.
Denn in diesen Zeiten wird Bestehendes bereits durcheinandergebracht und diese Dynamik kann verwendet werden, um weitere Veränderungen „anzuhängen“.
TL;DR (Too long; Didn’t read)
Die 5 Strategien, um Veränderungen zu unterstützen, in Kürze
- Mach Veränderungen einfach.
- Verändere die Umgebung und die Strukturen.
- Nutze den Ikea-Effekt.
- Hebe bereits Erreichtes hervor.
- Nutze die Gunst der Krise oder eines Umbruchs.
Action Zone
- Wie du aktiv werden kannst -
Wenn es derzeit keine gibt, denk an eine vergangene Veränderung.
- Gehe die einzelnen Strategien durch.
- Was wären Möglichkeiten, die Strategien auf diese Veränderung anzuwenden?
- Welche dieser Möglichkeiten kannst du tatsächlich nutzen, um die Veränderung zu unterstützen?
- Wende sie an.
- Mach dir vorab über die 5 Strategien Gedanken und überlege, wie du sie für dich nutzen kannst.
- Stelle die Strategien deinem Team vor und erarbeitet gemeinsam Wege, wie ihr die diese für die Veränderung anwenden könnt.
- Nutzt die Strategien für euren Veränderungsprozess.
Das war es wieder für heute.
Dir viel Spaß beim Reflektieren und Anwenden und bis nächsten Samstag.
Alles Gute,
Niko